Glockenläuten und Licht des Gedenkens
Am 11. Januar läuteten im ganzen Stadtgebiet die Glocken. Gleichzeitig brannten auf dem Platz vor der alten Stadthalle 221 Kerzen: Jede einzelne Kerze stand für einen an der Corona Pandemie im Landkreis Havelland verstorbenen Menschen. Jede Kerze ein Schicksal.
Initiiert hatte diese Aktion das Bündnis gegen Rechts Falkensee gemeinsam mit dem Jugendforum. Dass unsere Gemeinde sich gemeinsam mit den vier evangelischen Gemeinden mit ihrem Glockengeläut beteiligt und zum Innehalten eingeladen hat, ist eine schöne und wichtige Botschaft.
Auf alten Glocken ist oft zu lesen „vivos voco. mortus plango“ – Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich. Auch in diesen Tagen erfüllen die Glocken beide Zwecke: Das Geläut am Dienstag wollte erinnern an die Pandemietoten. Der Ruf der Glocken gilt aber auch den Lebenden. Die Initiatoren der Gedenkveranstaltung wollten den Blick auch auf all die Menschen lenken, die bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit um jedes einzelne Leben kämpfen. Helfen würden hier vor allem mehr Impfungen. Oder mit den Worten unseres Erzbischofs Heiner Koch: „Impfen ist Hoffnung.“
Unter den „Spaziergängern“, die seit einigen Wochen regelmäßig durch Falkensee ziehen, befinden sich dagegen viele, die gegen Impfungen wettern, die gesetzlichen Bestimmungen der Eindämmungsverordnung missachten und ohne Masken und Mindestabstand die Verbreitung der Pandemie fördern und damit Menschenleben aufs Spiel setzen. Auch Rechtsextreme treten bei diesen Veranstaltungen auf.
Als Christinnen und Christen dürfen wir nicht zulassen, dass Hass und Hetze auf den Straßen Raum gewinnen. Das Glockengeläut und die Kerzen sollten auch in diesem Sinne ein Zeichen sein: Lassen Sie uns gemeinsam solidarisch die Pandemie bekämpfen. Christliche Nächstenliebe geht in ihrem Kern jedoch noch deutlich über „Solidarität“ hinaus. Sie verweigert sich jedem Versuch, Kategorien von „wir“ und die „anderen“ aufzumachen. Die Abgrenzung gilt immer den Positionen, nie den Menschen, die dahinter stehen. In Zeiten, in denen Auseinandersetzungen hitziger und aufgeladener werden, scheint dies wichtiger denn je.
Waltraud Eckert-König